Was nicht nur Untersuchungen in verschiedenen
Großstädten zeigen, lässt sich auch in
mehreren kleineren Bereichen beobachten. Ist ein Sitz in einer U- oder
S-Bahn verschmiert oder beschmutzt, setzt sich dort keiner hin. Liegen
viele Zeitungen oder gar Müllreste auf dem Boden vor einer
Sitzgruppe, ist diese nicht besetzt. Selbst wenn es sich eine nach dem
allgemeinen subjektiven Gefühlsempfinden schmuddelige Person
auf einem Sitz bequem macht, setzt sich keiner daneben. Gleiches gilt
für Bahnhofs- oder Wohngegenden, an denen sich Unrat lagert
oder an denen sich Personen aufhalten, denen man nicht gleich das
Vertrauen schenkt. Man fühlt sich einfach unwohl. Das
subjektive Sicherheitsempfinden wird dadurch empfindlich
beeinträchtigt.
So unterstellt man diesen Örtlichkeiten eine höhere
Kriminalitätsrate als in sauberen Gegenden.
Diese Unsicherheit kann schon mit den ersten an die Wand gebrachten
Schriftzügen, dem ersten Unrat vor der Haustüre oder
den alten abgelagerten Fahrrädern geweckt werden.
Schließlich trauen sich nur noch wenige allein in der Nacht
spazieren zu gehen oder mit der U- und S-Bahn zu fahren.
Nicht zuletzt auf den Grundlagen ihrer Forschungen stellten die beiden
Amerikaner, James Wilson und George Kelling, Anfang der 80er Jahre ein
Modell zur Bekämpfung und Eindämmung der
Kriminalität vor. Unter dem Titel Broken windows. The Police and Neighborhood
Safety stellten sie in ihrem Aufsatz zusammenfassend fest:
Wenn eine Scheibe nicht schnell repariert wird, sind in dem
betroffenen Haus bald alle Scheiben zerbrochen. Wenn in einer
Straße oder einem Stadtteil nichts unternommen wird gegen
Verfall und Unordnung, Vandalismus, Graffiti, aggressives Betteln,
herumliegenden Müll, öffentliches Urinieren, Junkies
und dergleichen, wird das zum Zeichen dafür, dass sich niemand
um diese Straße oder diesen Stadtteil kümmert, dass
er außer Kontrolle geraten ist.
Damit wächst die Angst vor Kriminalität und weitere
Normenbrecher werden angezogen.
Dem entgegneten die New Yorker Sicherheitsbehörden in den 90er
Jahren mit der sog. Null-Toleranz-Strategie. Sämtliche
Ordnungsverstöße sollten bereits im Keim erstickt
werden. Dieses erreichten sie, indem sie bereits Bagatelldelikte wie
Bettlerei, Rauschgiftkonsum, Graffiti-Sprayen, Alkoholismus in der
Öffentlichkeit, Vandalen, Randalierer, in der
Öffentlichkeit Urinierende etc. rigoros verfolgten und
bestraften. Dadurch reduzierte sich die Kriminalität insgesamt
um fast die Hälfte innerhalb von drei Jahren und der
Nährboden für größere Verbrechen
wird dadurch entzogen.
Links: ♦ Broken-Windows-Theorie ♦
siehe auch Beitrag von Haus & Grund
siehe auch Beiträge vom MVG und der Deutsche Bahn AG
siehe auch Beiträge der Gebäudereinigerinnung München und der Maler- und Lackiererinnung München Stadt und Land
© 12.06.2006 » erstellt von der GSM-Redaktion