♦   DIE FÄRBEREI

Ist eine städtische Einrichtung in Trägerschaft des Kreisjugendring München-Stadt, gefördert durch die Landeshauptstadt München.


  ♦   Aufgabenstellung

Die Färberei ist ein offener Wirkungsraum für junge Künstlerinnen und Künstler, insbesondere aus der Jugendkultur des Graffiti und Hip-Hop. Die Färberei verfügt über Ateliers, Werkstätten, Archiv und eine Galerie.
Regelmäßig organisieren wir Konzerte, Wandflächenaktionen im öffentlichen Raum und Ausstellungen. Viele international bekannte Graffitikünstler und Musiker waren schon zu Gast, um sich einem breiten Publikum zu präsentieren.
Weitere Schwerpunkte unserer Arbeit sind die Förderung jugendkultureller Aktivitäten, Beratung, Künstlervermittlung und Projektvernetzung.
Die Färberei bietet regelmäßig Workshops zu verschiedenen künstlerischen Techniken an.
Außerdem gibt es einmal in der Woche einen offenen Ateliertag, an dem man ohne Voranmeldung Atelier und Werkstatt für eigene Arbeiten nutzen kann. Dazu gibt es fachkundige Hilfe und Beratung.


  ♦   Geschichte der Färberei

Die Färberei besteht seit 1999, und entstand aus zwei jugendkulturellen Projekten des Kreisjugendring München-Stadt, der Kulturstation ein Musikclub in Oberföhring und dem Graffitiprojekt des Zeugnerhof Berg am Laim in München.
Das Graffitiprojekt entwickelte sich seit 1985 in seiner Vielfalt, Größe und Qualität zu einem Schwerpunkt der mittlerweile einen hohen Stellenwert in der kulturellen Landschaft regional und überregional hat


  ♦   History die Geschichte der Hip Hop Bewegung

Anfang der siebziger Jahre ahnte keiner, dass Hip Hop ca. 30 Jahre später eine weltumspannende Kultur sein würde.
Party oder Protest, Kunst oder Vandalismus, Hip Hop eine Geschichte voller Widersprüche und Missverständnisse.
Graffiti-Writing mittlerweile eine fast über den gesamten Erdball ausgedehnte, den öffentlichen Raum verändernde neu gestaltende Form der modernen Malerei, die für die Jugendszene unterschiedliche Erfahrungsmöglichkeiten, Chancen aber auch Gefährdungspotenziale bietet. Die Anforderung nach eigenem Style unterstützt den Jugendlichen bei seinem Streben nach Unverwechselbarkeit.

Anfangs wollte Hip Hop den friedfertigen Tanz-, Spray- und Reimwettbewerb statt Bandenkrieg.
Eine Jugendbewegung entstanden Anfang der 70 iger in New York entlang einer Bürgerbewegung, die ein ausgedehntes städtisches Sanierungsvorhaben in der South-Bronx auslöste. Die Abwanderung der wohlhabenden weißen Bevölkerung führte zu einem fortschreitenden Verfall des Stadtteils, Bewohner afrikanischer und puertoricanischer Abstammung fühlten sich diskriminiert. In diesem sozial verwüsteten Umfeld entstand
Hip Hop als eine jugendkulturelle Gegenbewegung mit eigenen Ausdrucksformen, die der Aufwertung der eigen Identität dienten. Aus dieser Selbstorganisation sind stabile soziale Unterstützungssysteme hervorgegangen, die gesellschaftliche Akzeptanz fordern, öffentliche Präsenz zeigen und ihre Kraft aus der eigenen Kultur schöpfen.
Es bildeten sich Gemeinschaften „Posses“ und „Crews“ eigene Seilschaften und Straßengangs die neue Organisationsformen mit zunehmend sozialeren Funktionen entstehen ließen.
Solidarische Cliquen zur Durchsetzung von Interessen, Schutz und Hilfe bietend, die auch familien- oder stammesähnliche Strukturen annahmen.
Die Hauptfigur dieser Entwicklung ist der schwarze Künstler Afrika Bambaataa, der aus der Black Panther Bewegung, die sich gegen Rassenunterdrückung einsetzte, ausgetreten war, und 1973 per Proklamation eine Bewegung the universal zulu nation, deren oberstes Prinzip die Gewaltfreiheit ist, gründete. Sein Leitmotiv: die negative Energie der Kämpfe in positive, konstruktive einer neuen Straßenkultur umzuwandeln - den Hip Hop.

Neue Regeln für rivalisierende Auseinandersetzungen auf der Straße wurden eingeführt, es entstanden symbolische Machtkämpfe - battles - die mit den künstlerischen Mitteln des Djing, Rap, Breakdance und Graffiti ausgetragen wurden. Respect und Fame (Achtung, Anerkennung) werden Leitziele der Hip Hop Kultur.
Die Straßen wurden zu öffentlichen Arenen, Jugendzentren oder zu Straßenfesten (Jams) deklariert. DJs (Diskjokeys), Graffiti-, Rap- und Breakdance- Künstler arbeiteten von Anfang an auf diesen Straßenfesten zusammen und entwickelten ihren Stil gemeinsam weiter.
Graffitikünstler beanspruchten außer einem eigenen Künstlernamen (tag) den Anschluß an die Werte und Normen einer Gruppe und einen eigenen Raum auf der Straße (Revier).

Durch den Low-Budget Film „Wildstyle“ (1983), den Dokumentarbericht „Stylewars“ (1984/85) und dem Hollywoodstreifen „Beatstreet“ (1984) wurde in Deutschland die Hip Hop Welle losgetreten, die anfangs hauptsächlich durch Breakdancer weiter getragen wurde. Analog der New Yorker Vorbilder begannen sie es den „Writern“ gleichzutun und begannen meist aus Neugier mit Markern und Sprühfarben an öffentliche Flächen zu schreiben. Anfangs versuchte man die Amerikanischen Vorbilder zu kopieren, entwickelte aber schnell eigene Ausdrucksformen. Nachdem sich die Basis für eine deutsche Szene etabliert hatte, begann ein grenzübergreifender Szeneaustausch.
30 Jahre nach Entstehung umspannt Hip Hop die Welt.
Hip Hop ist prägend für eine ganze Generation vergleichbar mit der Hippie-Bewegung.
Die Protagonisten dieser Jugendbewegung sind initiativ, mit der Geschichte ihrer Kultur vertraut, sie sprayen, tanzen, rappen Selbstgeschaffenes.
Hip Hop bietet Jugendlichen in München, Neapel, Osaka und Dakar die Möglichkeit sein Lebensgefühl in der eigenen Sprache zu artikulieren.
Die wortgewaltigste und farbigste Teenkultur der Geschichte führt den Fan, der zunächst den englischsprachigen Idolen nacheiferte zur Muttersprache.
Hip Hop stiftet Kreativität und Identität.


  ♦   Die Förderung jugendkultureller Aktivitäten

Seit jeher war es das Anliegen von Jugendarbeit, die Jugendlichen zu unterstützen und sich zu einem Fürsprecher ihrer Anliegen zu machen. Auch die Unterstützung jugendlicher ästhetischer Ausdrucksformen gehört zu den Aufgaben von Jugendarbeit, auch wenn diese Formen nicht sofort überall auf Gegenliebe stoßen.
Jugendkulturarbeit fördert kulturelle Bildung ausdrücklich als Möglichkeit des Selbstausdrucks.
Jugendkulturarbeit fördert, organisiert und entwickelt die Lust am kulturellen Gestalten bei den Jugendlichen, sie instrumentalisiert diese Lust nicht.
Kulturelle Betätigung von Jugendlichen besitzt einen Eigensinn, gegenüber der bestehenden Kultur wirkt sie gleichzeitig als Schock wie als Schöpfung, als Abgrenzung wie als Avantgarde. Kulturarbeit mit Jugendlichen dient der Entwicklung der Persönlichkeit des Jugendlichen (§1.1 KJHG). (Konzept Jugendkulturarbeit Kreisjugendring München-Stadt) Jugendkulturarbeit erweitert die Möglichkeiten des Ausdrucks durch Förderung handwerklicher, ästhetischer und künstlerischer Kompetenzen, sie setzt auf die Stärken und Fähigkeiten und bietet Raum zur Identitätsbildung von Jugendlichen.

Die Färberei hat sich zur Aufgabe gemacht, legale Möglichkeiten für die Künstler dieser Jugendkulturbewegung zu schaffen und sie zu fördern.
Unnötige Fronten sollten abgebaut werden, Konfrontation und darauf folgende Eskalation ist der falsche Weg, Eskalation ist einspurig und lässt keine Differenzierung zu. „Zeigefingerpädagogik“ und eine vereinfachende schwarz-weiß Sichtweise kann sich der Problemlage nicht nähern, da sich die Thematik auf unterschiedlichen Ebenen bewegt. Für eine erfolgreiche Prävention muss die Thematik differenziert, umsichtig und unideologisch behandelt werden. Die Jugendlichen dürfen nicht nur auf die Straftat reduziert, und in eine multikriminelle Ecke gedrängt werden. Jugendliche verinnerlichen dieses Klischee und ziehen sich noch mehr in ihre Welt zurück. Das kann nicht der Ansatz einer Prävention sein.
Für legale Projekte sind solche Jugendliche kaum mehr zu gewinnen.
Das Metier muss akzeptiert und ernst genommen werden. Respekt, Achtung und Raum für den Eigensinn einer Jugendkultur sind Grundlage einer erfolgreichen Szenearbeit. Jugendliche sollen ihre eigenen Erfahrungen machen, müssen aber neben den kreativen Entwicklungspotenzialen auch die Auswirkungen einer Gefährdung wissen.
Präventive Angebote fördern nicht gefährdende Aktivitäten, Junge Künstler bekommen eine öffentliche Plattform ihr künstlerisches Schaffen zu präsentieren.
Die Zusammenarbeit unterschiedlichster privatwirtschaftlicher- und in öffentlicher Verantwortung stehender Personen ist notwendig, einen konstruktiven Beitrag zur Schadensprävention zu leisten, indem Räume für die Ausdrucksformen von Jugendkultur geschaffen und gefördert werden.


  ♦   Aktuelle Programme, Workshops und Veranstaltungen

finden Sie unter: www.diefaerberei.de


  © 04.07.2006 » erstellt von Die Färberei